Robotergestützte Rührreibschweißzange zur Erstellung von hochqualitativen Steppnähten
Kurzfassung
Eine umfangreich entwickelte Rührreibschweißzange als Werkzeug zur hochqualitativen und kostengünstigen Fügetechnik für Leichtmetalle.
Anwendungsbereiche
Die Schweißzange wurde vor allem für die Anwendung in modernen Fertigungsstraßen entwickelt, z. B. im Fahrzeugbau.
Hintergrund
Das Rührreibschweißen wurde in den 1990er Jahren in England entwickelt. Dabei werden die zu verbindenden Werkstoffe nicht durch Aufschmelzen, sondern durch „Verkneten“ miteinander verbunden. Dies ergibt viele Vorteile gegenüber anderen Schweißmethoden, die Technologie ist ökologischer und sicherer.
Problemstellung
Trotz verfahrenstechnischer Vorteile ist das Rührreibschweißen in der Industrie bislang unterrepräsentiert, da es bisher an einer flexiblen, wirtschaftlichen Anlagentechnik fehlte. Besonders problematisch sind die hohen Prozesskräfte, wodurch ein Gegenhalter am Werkzeug notwendig ist. Außerdem war bisher die hohe Prozesszeit pro Schweißnaht problematisch.
Lösung
Die Rührreibschweißzange der Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart kann problemlos in Produktionslinien integriert werden. Der so genannte „Steppwelder“ ist eine Schweißzange für herkömmliche 6-Achs-Industrieroboter und hat die gleiche Größe, wie andere für die Fahrzeugfertigung eingesetzte Schweiß- und Fügezangen. So können auch gewölbte Werkstücke miteinander verbunden werden. Vor allem können auch Punktschweißungen durch kurze Linienschweißnähte mit höherer Verbindungsfestigkeit ersetzt werden.
Durch einen speziell konstruierten, flexiblen Gegenhalter sind gekrümmte Fertigungsgeometrien bei optimalem Kraftfluss möglich. Die Schweißzange erzeugt in einem Schritt eine kurze Steppnaht, durch aneinanderreihen der Steppnähte lassen sich lange, stoffdichte Multi-Material-Verbindungen herstellen. Durch die geeignete Auslegung der Bauteile und spezielle Gegenhalterkonstruktion konnte die Prozesszeit massiv verringert werden. Die aktuelle Version des Steppwelders erzeugt eine 50 cm lange Naht in 1,5-2 Sekunden und kann damit die in der Automobilproduktion erforderlichen Taktzeiten, verglichen mit dem Clinchen, einhalten.
Vorteile
- Fügen von Leichtbauwerkstoffen wie hochfesten Aluminiumlegierungen (5XXX, 6XXX, 7XXX artgleich sowie artfremd) und Magnesium ist möglich
- Mischverbindungen sind möglich, z.B. von Aluminium und Stahl
- Sehr hohe Schweißnahtqualität
- Kaum Wärme-, keine Rauch- und Spritzerentwicklung im Schweißprozess
- Keine Neigung zur Heißrissbildung bei hochfesten Aluminiumlegierungen
- Niedriger Energieaufwand
- Keine Zusatzwerkstoffe notwendig
- Mediendichte Schweißnähte sind herstellbar
- Einsatzmöglichkeit sowohl als Punkt-, Liniennaht (Steppnaht-), oder 3D-Naht-Schweißzange möglich
- Schweißzangengewicht von <200 kg ermöglicht den Einsatz an konventionellen Industrierobotern
- Verhältnismäßig kostengünstige Anlagentechnik
Publikationen und Verweise
Walz, D., Werz, M., & Weihe, S. (2021). A New Concept for Producing High Strength Aluminum Line-Joints in Car Body Assembly by a Robot Guided Friction Stir Welding Gun. In Advances in Automotive Production Technology–Theory and Application (pp. 361-368). Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg.
Walz, D.; Werz, M.; Weihe, S. Entwicklung und Erprobung einer neuartigen Rührreibschweißzange. In: DVS CONGRESS Große Schweißtechnische Tagung. Essen, 2021.