Eigenspannungsmessung an beschichteten Oberflächen mittels Holografie
Kurzfassung
Das neu entwickelte Verfahren ermöglicht die zeitlich und räumlich hochaufgelöste Bestimmung von Eigenspannungen in beschichteten Oberflächen bzw. in Schichtverbundwerkstoffen optisch und kontaktlos mittels digitaler Holographie.
Vorteile
- Optische, kontaktlose Bestimmung der Eigenspannungen
- auch stark gekrümmte Freiformflächen können untersucht werden
- auch kleine Objekte (wenige mm²) können untersucht werden
- Untersuchung während des Beschichtungsprozesses möglich (Quasi-Echtzeit-Verfahren)
Anwendungsbereiche
Für alle beschichteten Oberflächen bei denen Eigenspannungen auftreten können.
Hintergrund
Dekorative oder funktionale Oberflächeneigenschaften werden häufig durch Beschichtungen realisiert. Beschichtungen schützen z. B. gegen Korrosion und Verschleiß, sie ergänzen aber auch besondere thermo- und elektrophysikalische Eigenschaften. Mit hochenergetischen Verfahren abgeschiedene Schichten besitzen oft herstellungsbedingte Eigenspannungen, die das Schichtverhalten im Einsatz beeinflussen können, sie können bspw. zu Abplatzen oder Rissbildung führen. Es ist deshalb wichtig, diese Eigenspannungen und ihre Auswirkungen im Schichtenverbund zu erkennen.
Problemstellung
Zur Zeit werden verschiedene Techniken verwendet, um Eigenspannungen zu erkennen und zu messen, wie zum Beispiel das Mikrozirkularfräs- oder Bohrlochverfahren und die Röntgen-Diffraktometrie. Spezielle Methoden, die nur für Messungen auf leitenden bzw. magnetischen Proben eingesetzt werden können, wie Wirbelstrommessverfahren, induktive Messverfahren und Barkhausenrauschen werden ebenfalls angewand. Im Allgemein erlauben die bisher entwickelten Messsysteme nicht die zeit- und ortsaufgelöste Untersuchung während des Beschichtungsprozesses. Außerdem ist das Bohrlochverfahren auf ebene und relativ glatte Oberflächen beschränkt und die Röntgen-Diffraktometrie hat wenig Tiefenauflösung und ist sehr zeitaufwendig und kostenintensiv.
Lösung
Das an der Universität Stuttgart neu entwickelte Verfahren ermöglicht die zeitlich und räumlich hochaufgelöste Bestimmung von Eigenspannungen in beschichteten Oberflächen bzw. in Schichtverbundwerkstoffen optisch und kontaktlos.
Die beschichtete Oberfläche wird mithilfe eines Pulslasers belichtet, was einen Teil der Schicht lokal entfernt oder erwärmt, um eine Verformung derselben zu erreichen. Die neue Form der Oberfläche nach der Laserbeaufschlagung wird dann mittels digitaler Holografie vermessen. So können die in der Schicht vorliegenden Eigenspannungen numerisch bestimmt werden. Zusätzlich werden kontinuumsmechanische Berechnungen durchgeführt, wobei mittels Finite-Elemente-Modellen definierte Eigenspannungszustände vorgegeben werden. Das optische Verfahren erlaubt es auch stark gekrümmte Objekte und Bauteiloberflächen zu untersuchen.