Formflexible Elektronik drucken
Kurzfassung
Diese am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelte leitfähige Tinte für den 3D-Druck kommt mit einer erheblich geringeren Partikelkonzentration aus, ohne dabei an Leitfähigkeit einzubüßen. Das führt zu einer hohen Verstreckbarkeit und erlaubt die Großserienfertigung von filigranen verstreckbaren Komponenten wie Sensoren, integrierten Schaltungen oder Antennen.
Hintergrund
Weiche elektronische Komponenten, sogenannte Softelektronik, gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Kombination mit Druck- und Beschichtungstechniken eröffnen leitfähige, elastische Strukturen – auch bekannt als verstreckbare Elektronik – ganz neue Möglichkeiten, etwa in der Sensorik, Bioelektronik, Softrobotik oder bei funktionellen Textilien und tragbaren Geräten.
Problemstellung
Eine der größten Herausforderungen ist der Kompromiss zwischen elektrischen und mechanischen Eigenschaften des Materials. Obwohl bereits erste Ansätze zum 3D-Druck von leitfähigen Materialien existieren, sind damit gefertigte Komponenten bisher nur bedingt verstreckbar. Um eine hohe Leifähigkeit zu erzielen, sind diese mit größeren Mengen an leitfähigen Partikeln versetzt. Dadurch werden die mechanische Flexibilität und Dehnfähigkeit stark eingeschränkt.
Lösung
Wissenschaftlern des Instituts für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik (MVM) des KIT ist es gelungen, eine leitfähige Tinte für den 3D-Druck zu entwickeln, die mit einer erheblich geringeren Partikelkonzentration auskommt, ohne Leitfähigkeit einzubüßen und daher eine hohe Verstreckbarkeit aufweist. Möglich macht dies der besondere Materialmix: Ein Polymer und ein leitfähiges, metallisches Pulver – z. B. thermoplastisches Polyurethan (TPU) und Silberpartikel – werden mit einer sekundären, nicht mischbaren Flüssigkeit zu einer Kapillarsuspension verbunden. Diese zweite Flüssigkeit induziert die Selbstorganisation eines Netzwerks der leitenden Partikel innerhalb des flexiblen Polymers, wodurch trotz geringem Partikelgehalt eine hohe Leitfähigkeit möglich ist.
Mit Druckverfahren, wie Direct Ink Writing oder Siebdruck, kann die Tinte verarbeitet werden und härtet durch Wärme oder UV-Strahlung aus.
![Geknickter Schaltkreis auf Papier mit LED.
Demonstration der verformbaren Elektronik. Die gedruckten Strukturen können gebogen, gefaltet und sogar verdreht werden - trotz reduziertem Anteil an metallischen Partikeln ist die gedruckte Elektronik leitfähig und die LED leuchtet [Bild: Karlsruher Institut für Technologie]. Geknickter Schaltkreis auf Papier mit LED.](/fileadmin/user_upload/img/Technologieangebote/18_078_Abb.1.png)
Vorteile
- Hochleitfähige Tinte für druckbare Fertigung (3D)
- Herstellung von filigranen, verstreckbaren elektronischen Komponenten wie z.B. Sensoren
- Hohe Leitfähigkeit
- Niedriger Partikelgehalt
- Großserienfertigung möglich
- Wiederholt dehn- und verformbar
- Verzögerungsfrei schaltbar
Anwendungsbereiche
Die hochleitfähige Tinte erlaubt die Großserienfertigung von filigranen verstreckbaren Komponenten wie Sensoren, integrierten Schaltungen oder Antennen. Sie passen sich leicht an dynamische, nicht-planare Oberflächen an und lassen sich wiederholt dehnen oder verformen und so z. B. verzögerungsfrei schalten. Die Leitfähigkeit ist trotz geringem Partikelgehalt hoch und kann individuell angepasst werden.